Privatpraxis am Englischen Garten

Erschöpfungssyndrom

Immer mehr Menschen leiden unter chronischen Erschöpfungszuständen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. 

Wann sprechen wir von Erschöpfungssyndrom

Jeder, der schon mal einen Wettlauf mitgemacht hat, oder eine lange Wanderung unter sengender Sonne hinter sich gebracht hat, weiss, was Erschöpfung bedeutet. Aber natürlich hat nicht jeder, der gerade vom Joggen oder Wandern kommt, ein Erschöpfungssyndrom. Und auch jungen Eltern ist Erschöpfung häufig ein Begriff, ohne dass man gleich von Erschöpfungssyndrom sprechen würde.

Was macht also ein Erschöpfungssyndrom aus?

Symptome

Ein Erschöpfungssyndrom ist gekennzeichnet durch eine dauerhafte Überlastung des Organismus ohne ausreichende Regenerationsfähigkeit.

Dabei ist es enorm wichtig zu erkennen, dass es keinen gemeingültigen Masstab dafür gibt, was 'Belastung' bedeutet und wie viel 'Regeneration' notwendig ist. Wenn zwei Menschen den gleichen Weg gehen, ist er trotzdem für beide unterschiedlich belastend. Stellen Sie sich nur mal einen Erwachsenen und ein Kind vor: Der Erwachsene macht auf der gleichen Strecke nur halb so viele Schritte, er weiss, in welche Richtung es geht, wie das Ziel aussieht, dass am Bestimmungsort eine erholsame Pause auf ihn wartet und so weiter. Das Kind läuft nebenher, sieht aufregende Dinge am Wegesrand und macht vielleicht etwas extra Wegstrecke, da es zunächst ja keine Vorstellung von der Gesamtstrecke hat. Es macht sich keine Gedanken über die Reserven, die es vorhalten sollte, bis es am Ziel ist, da es ja gar keine Vorstellung vom Ziel hat und was es dort erwartet. 

Und das sind ja nur die sichtbaren Dinge! Während der Erwachsene alles auf der Wegstrecke schon mal gesehen hat, ist für das Kind jeder Zentimeter neu und aufregend, so dass der Energieumsatz im Gehirn viel höher ist, als bei dem Erwachsenen, der einfach mal die Ruhe geniesst, ohne dass er ununterbrochen angerufen wird oder Emails schreiben muss. Während der Erwachsene also sein Gehirn abschaltet, schaltet das Kind sein Gehirn ein. 

Kein Wunder also, wenn der Erwachsene nach einer Viertelstunde Pause bereit ist, weiter zu wandern und das Kind noch quengelt, weil es nicht weitergehen will. Denn das Kind ist noch nicht erholt - und das völlig zurecht! Es hat viel mehr geleistet, als der Erwachsene.

Dies ist nur als plakatives Extrembeispiel zu sehen, soll aber verdeutlichen, dass jeder Mensch von der Natur mit verschiedenen Voraussetzungen ausgestattet ist, auf die unterschiedlichen Herausforderungen des täglichen Lebens zu reagieren: Geschlecht, Grösse, Gewicht, Stoffwechsel, Ernährung, Lebenssituation und Seele sind nicht bei zwei Menschen vergleichbar und daher ist jedes Erschöpfungssyndrom nur individuell zu verstehen.

Wenn also dauerhaft die Regenerationsphase nicht in der Lage ist, die Belastungsphase aufzufangen, entsteht Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Wenn Sie sich fragen, ob Ihr Zustand schon als Erschöpfungssyndrom einzustufen ist, fragen Sie sich, ob Sie sich nach einem Urlaub ausreichend erholt fühlen. Auf dem Weg zum Erschöpfungssyndrom können Sie aber auch schon sein, wenn Ihnen die 'erholsamen' Wochenenden nicht mehr ausreichen, Ihnen genügend Energie für die kommende Arbeitswoche zu geben.

 Ursachen

Ein chronisches Erschöpfungssyndrom entsteht immer aus der Kombination von dauerhafter Grenzbelastung und mangelnder Regeneration. Die Ursachen sind vielfältig, manchmal organisch, manchmal seelisch, manchmalselbstgemacht und meistens durch eine Kombination der Faktoren. Wir versuchen hier eine unvollständige Auflistung der Möglichkeiten:

Work-Life Balance - selbstgemachter Stress

In der einfachsten Form kann ein Erschöpfungssyndrom durch eine ungünstige Work-Life Balance ausgelöst sein. Das Paradebeispiel ist dabei der Workaholic, der von morgens früh, bis spät in die Nacht arbeitet und sich auch am Wochenende keine Erholung gönnt. Um sich ein Bild davon machen zu können, was dabei passiert, stellen Sie sich einen Urzeitmenschen auf der Jagd nach dem Mammut vor, der weiss, wenn er mit leeren Händen heimkommt, wird die ganze Familie im Winter verhungern und wenn er dabei nicht immer auf der Hut ist, wird ihn der Säbelzahntiger überraschen.

Um die 'Schmerzen' der 'Jagd' und die Entbehrungen ertragen zu können und sich je nach Erfordernissen auf Jagd oder Kampf einstellen zu können, schüttet der Körper grosse Mengen an aktivierenden Hormonen aus (Cortisol, Adrenalin, Testosteron). Genau wie beim Langstreckenlauf belohnt sich der Körper für die dauernden Entbehrungen selbst, indem er Endorphine, also Glückshormone, ausschüttet. Dies ermöglichte dem Urzeitmenschen solange auf der Jagd zu bleiben, bis das Mammut endlich erlegt war.

Durch die anhaltende 'Jagd' des Neuzeitmenschen gewöhnt sich der Organismus mit der Zeit an den erhöhten Spiegel an Glückshormonen, so dass ein kurzes Ablassen von der Jagd - etwa am Wochenende - mit Absinken des Endorphinspiegels als 'Unglück' empfunden wird. In der Anfangsphase des Erschöpfungssyndroms werden daher 'kurze' Wochenenden als wenig erholsam empfunden und der Jahresurlaub umso sehnlicher herbeigewünscht, da sich dabei nach ein paar Tagen das normale Hormon Gleichgewicht wieder einstellt. Je länger der Zustand jedoch anhält, desto weniger sind die Betroffenen in der Lage auch in längeren Urlauben vollständig zu regenerieren. Vielen ist auch das Phänomen bekannt, dass sie am Anfang eines Urlaubs oder nach Beendigung eines längeren Projekts zuverlässig krank werden, was dem abfallenden Cortisolspiegel zuzurechnen ist.

Organische Ursachen - biochemischer Stress

Manche Menschen sind auf dem Boden unterschiedlicher Störungen nicht in der Lage die organischen Belastungen des Körpers richtig abzufangen. Ursachen können an zu massiver Zufuhr von Umweltbelastungen (Schwermetalle, Kunststoffe, Lacke aber auch Medikamente) oder einer zu geringen Fähigkeit zur Entgiftung liegen. Hier spielen häufig genetische Voraussetzungen eine grosse Rolle, die darüber entscheiden, wie gut die Leber und Niere mit Belastungen aller Art fertig werden.

Nährstoffmangel - erworbener Stress 

Entweder durch verringerte Zufuhr lebenswichtiger Stoffe im Rahmen von Fehlernährung oder die unvollständige Aufspaltung und Aufnahme der Nährstoffe im Magen-Darm Trakt (etwa im Rahmen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten) kann es zu einer Unterversorgung der hormonaktiven inneren Drüsen kommen, die dadurch nicht mehr in der Lage sind, wichtige Botenstoffe zu bilden. So kann es durch anhaltenden Mangel an Zink, Selen und Jod zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen, was sich in Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gewichtsproblemen, Kälteempfinden und Verdauungsproblemen niederschlagen kann. 

Auch bei hervorragender diätetischer Versorgung des Organismus mit Nährstoffen, kann durch fehlerhafte Auf- und Abbauvorgänge in verschiedenen Stoffwechselprozessen ein chronischer Nährstoffmangel entstehen (siehe auch HPU - Hämopyrrolurie).

Auch erhöhter Blutverlust mit chronischem Eisenmangel über einen gewissen Zeitraum kann zu einem Erschöpfungssyndrom führen. 

Traumata - erworbener Stress

Stattgehabte Unfälle (etwa Nierenquetschung) oder Operationen (etwa Schilddrüsenentfernung) können direkt durch Beschädigung oder Entfernung des Organs oder über ein Injury Recall Trauma - IRT zu einem Funktionsverlust oder indirekt durch Narbenzüge oder Organverlagerung zur Einschränkung der Funktion der inneren Drüsen führen. 

Therapie

Auch hier gilt, dass ohne eine ausführliche und eingehende Erhebung der Krankengeschichte jede nachfolgende Therapie schwerlich erfolgreich sein kann. Durch die möglichen Ursachen und deren Kombination, sind die Entstehungsmöglichkeiten für ein Erschöpfungssyndrom annähernd unbegrenzt. Trotz des Einsatzes der Möglichkeiten der Professional Applied Kinesiologie, die hervorragend in der Lage ist Symptome und Ursachen auseinanderzuhalten, ist die manuelle und laborchemische Diagnostik oft aufwändig. Da die Symptome in der Regel schon jahrelang bestehen und sich häufig einige der Ursachen hinter anderen Symptomen 'verstecken' ist dabei sowohl vom Patienten, wie auch vom Therapeuten einiges an Geduld gefordert.